Seit über zehn Jahren arbeite ich als Therapeutin mit Menschen, die an einer Alkoholabhängigkeit leiden – darunter viele beruflich erfolgreiche Männer und Frauen. Die meisten meiner Klient:innen sind gut ausgebildet, verdienen überdurchschnittlich, tragen Verantwortung – und kämpfen im Verborgenen mit ihrer Abhängigkeit. In meiner Praxis biete ich individuelle, diskrete Suchtberatung und Therapie auf Selbstzahlerbasis an. Die Arbeit mit diesen Klient:innen zeigt mir immer wieder: Alkoholismus kennt keine gesellschaftlichen oder beruflichen Grenzen – aber es gibt Wege, ihn zu überwinden.
Alkoholabhängigkeit entwickelt sich oft unbemerkt – gerade bei Menschen, die „funktionieren“. Sie halten Termine ein, führen Teams, erfüllen hohe Anforderungen. Doch im Hintergrund wächst ein gefährlicher Mechanismus: Alkohol wird zur Strategie, mit Stress, Druck oder emotionaler Erschöpfung umzugehen.
In meiner Praxis begegnen mir vor allem zwei häufige Ausprägungen:
Dieser Typ kann über längere Zeiträume scheinbar kontrolliert konsumieren – bis ein Auslöser kommt und es zu exzessivem Trinken kommt. Die Kontrolle geht verloren, oft im privaten oder beruflichen Kontext, beispielsweise auf Feiern, Geschäftsessen oder an Wochenenden.
Ein Beispiel aus meiner Praxis: Herr B., Mitte 40, Finanzbranche.
Er kam zu mir, weil er regelmäßig bei geschäftlichen Veranstaltungen „über die Stränge“ schlug. Zwischen den Trinkphasen war er abstinent oder trank nur gelegentlich, doch sobald er anfing, konnte er nicht mehr aufhören.
Wir arbeiteten gemeinsam über zehn Beratungsstunden hinweg mit einem strukturierten Trinktagebuch, das ihm half, Muster zu erkennen und neue Handlungsstrategien zu entwickeln. Heute gelingt es ihm, in kritischen Situationen kontrolliert zu trinken – und er hat seine Selbstwirksamkeit zurückgewonnen.
Diese Form ist weit verbreitet, besonders im beruflichen Alltag. Alkohol dient hier der Entspannung – nach Feierabend, um „herunterzukommen“. Die Abhängigkeit bleibt oft über Jahre unbemerkt oder wird oft harmlose Stressreduktion wahrgenommen.
Ein Beispiel: Frau D., Anfang 50, Chefsekretärin in einem Großunternehmen.
Ihr Feierabend bestand aus mehreren Gläsern Wein – fast täglich eine Flasche. Der Alkohol war ihr Ventil nach langen, anspruchsvollen Arbeitstagen. Sie kam mit dem Wunsch, ihren Konsum zu reduzieren.
Nach acht Beratungssgesprächen war es ihr möglich, ihren Konsum zufriedenstellend einzuschränken. Das war ihr erster Teilerfolg. Nach weiteren 2 Terminen entschied sie sich für eine stationäre Therapie, die ich für sie organisierte. Heute lebt sie abstinent, beruflich ist sie nach wie vor erfolgreich – und privat deutlich zufriedener.
Diese Fallbeispiele zeigen: Viele meiner Klient:innen haben lange versucht, ihre Situation alleine zu bewältigen. Doch Alkoholabhängigkeit ist eine Erkrankung – keine Frage der Disziplin. Therapie ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck von Verantwortung.
In meiner Praxis arbeite ich mit einem maßgeschneiderten, diskreten Ansatz:
Ob Reduktion, kontrolliertes Trinken oder vollständige Abstinenz – gemeinsam definieren wir ein realistisches Ziel. Die Beratung und Therapie findet ambulant statt. In Einzelfällen können ergänzende Therapiemaßnamen entschieden werden, wie zum Beispiel eine Vermittlung in eine stationäre Therapie